Dramaturgie







"Plädoyer für das Wort"



Wettbewerb der SchulnachwuchsLiteratInnen



Die heutige Gesellschaft hat den Quantensprung zur Mediengesellschaft längst vollzogen, und ist "modern" geworden. Die unbegrenzte Vielfalt an allerorts und jederzeit – auch unfreiwillig - verfügbaren Informationen sowie die Verknappung und der damit verbundene Wertanstieg von individueller Freizeit führen im Folgeschritt zu einer Reduktion auf das schnell und einfach Fassbare, das Visuelle.

 

Unentwegt umfluten den multimedialen Menschen der Moderne zahllose Bilder, sei es als Filmclip auf youtube, sei es als schicker Schnappschuss mit dem iPhone, als Werbespot in der U-Bahn, als catchy Titelbild einer vielgelesenen Kleinformatzeitung. Begleitende Texte werden als notwendiges Übel in Form kurzer Sätze mit hoher Merkfähigkeit dazugestellt, den Haupttransport des Inhalts hat längst das Visuelle, das Bild, das image übernommen.

 

Ein Bild evoziert Assoziationen, erzeugt eine imaginäre Wirklichkeit, und beeinflusst nachhaltig das innere Vorstellungsvermögen, indem sie den Betrachter zu permanentem Abgleich des visuell Wahrgenommenen mit der eigenen inneren Bild-Welt bringt, Referenzierungen ähnlich einer Internet-Suchmaschine provoziert und bis zur Anpassung der inneren Bild-Welt an die Außenbilder führen kann; die Gesellschaft wird mit exogenen, "hergestellten" Vorstellungsbildern gefüttert, und die kritische Reflexion wird unterbunden durch vorgefertigtes Material, das sich der näheren (intellektuellen) Betrachtung durch Oberflächlichkeit entzieht.

 

Wie selten ist die Hingabe zum Geschriebenen, zur Lektüre, zum Wort geworden? Um wie vieles weniger kompliziert und aufwändig ist der Konsum eines Films im Vergleich zum Lesen eines Buches und zur Reflexion in eigenen Worten?

 

Die Bedeutung des Worts, besonders in literarischen – fiction – Texten, wirdzusehends verdrängt. Dabei sind es Worte, Texte (im Gegensatz zu Bildern), die - in hermeneutischer Tradition - eine auf den Gesamtsinn des Textes ausgerichtete Arbeit der Rezeption und Konstruktion darstellen. Die Auseinandersetzung mit Worten verlangt die Fähigkeit, Symbole und Metaphern zu verstehen und trägt zu Weiterbildung deren ebenso wie zu jener von sprachlicher Differenziertheit und ästhetischer Sensibilisierung bei.

 

Kreativität und Vorstellungsvermögen, die eigene innere und äußere Welt in Worte zu fassen, sind wesentliche Komponenten der Persönlichkeitsentwicklung, welche heute mehr denn je unterstützt werden müssen angesichts der ungeheuren Bilderflut, welche die Notwendigkeit der Abstrahierung in den Hintergrund rückt.

 

Das Pygmalion Theater möchte seinen Beitrag leisten, um diesem Ungleichgewicht zwischen Wort und Bild entgegen zu wirken. Aus diesem Grund wurde ein gewisses Format zur Auseinandersetzung mit der schwindenden Kraft des Wortes gewählt: ein Wettbewerb zwischen jungen Menschen, die angespornt werden sollen, ihre inneren Erlebnisse zu Papier zu bringen, und ihre Umwelt an ihrem Denken und Empfinden teilhaben lassen. Und wer weiß, vielleicht wird dabei das Talent einer neuen Ingeborg Bachmann entdeckt?!

 

Der Wettbewerb erstreckt sich über drei Tage, wobei an jedem Tag eine Schule der Josefstadt ihre NachwuchsliteratInnen präsentiert, deren Werke von SchauspielerInnen der Pygmalion Theaters vorgelesen werden. Bei jeder Veranstaltung wird das Publikum eine/-n SiegerIn krönen, und die siegreich Hervorgegangenen dieser ersten Runde werden im Finale im Rahmen einer Galavorstellung miteinander um den Sieg wetteifern.

 

Die herrschende sozio-kulturelle Realität hat diesen Diskurs notwendig gemacht, und uns dazu veranlasst, dieses Festival der Jungliteratur zu veranstalten, und wir hoffen, einen Anstoß geben zu können, dass die Früchte dieses Diskurses wieder in die sozio-kulturelle Realität zurück fließen und sie bereichern. Wir schätzen uns glücklich, dass dieses Projekt auch die Aufmerksamkeit und Unterstützung der Politik des Bezirks Josefstadt genießt, und wir bedanken uns sehr für die gute Zusammenarbeit.