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"Die Unterrichtsstunde"


von Eugène Ionesco



Eugène Ionesco, (rumänisch: Eugen Ionescu), wurde am 26. November 1909 in Slatina (Rumänien) geboren, wuchs bis zu seinem 13.Lebensjahr in Paris auf, und kehrte nach Rumänien zurück, wo er als Gymnasialdirektor in Bukarest Französisch lehrte, bevor er 1938 nach Frankreich zurückkehrte. In Paris war er zunächst als Korrektor und Journalist, dann als freier Schriftsteller tätig. 1970 wurde Ionesco Mitglied der Académie française. Er verstarb am 28. März 1994 in Paris.

 

Bereits Ionescos dramatisches Frühwerk lebt von der Komik absurder Situationen, die in keinem stringenten Szenenzusammenhang mehr stehen. Bewusst verweigern sich diese Stücke einer Deutung im Sinne des naturalistischen oder realistischen Theaters. Stattdessen spielen sie mit der Erwartungshaltung des Betrachters, der auf Verweisungsmomente zur aussersprachlichen Realität – oder gar auf eine Botschaft im Sinne traditioneller Dramatik – hofft. Tatsächlich lässt die groteske Banalität der Darstellung bei Ionesco nur mehr mittelbar einen Rückschluss auf die Sinnlosigkeit der menschlichen Existenz zu. Im Grunde präsentiert er Sprechende, deren Kommunikation versagt, und er zeigt die existentielle Problematik des Menschen, die gestörte Relation zu seinen Mitmenschen und seiner Umwelt auf beispiellose Weise auf. Eugène Ionesco ist neben Samuel Beckett der wichtigste Vertreter des absurden Theaters. Zu Ehren des heuer 100. Geburtstags von Eugène Ionesco feiert das Pygmalion Theater Wien diesen großen, besonderen Autor mit dem Stück „Die Unterrichtsstunde“:

 

Das Stück, zum sogenannten "Theater des Absurden" gezählt, liefert eine banale Geschichte. Der Sinn liegt in keiner eigentlichen Botschaft, sondern im Ereignis absurder Situationen, in der Darstellung absurder Verhaltensweisen.

Eine Schülerin kommt zu einem Professor am Lande. Sie ist Kind reicher Eltern, deren Wunsch es vor allem ist, dass ihr Kind Erfolg hat, wenn nötig, ihn kauft. Der Professor ist skurril, fast weltfremd auf sein Fachgebiet beschränkt und unterzieht die Schülerin einer eigentümlichen Lehr- und Prüfungsprozedur. Diese "Lektion" steigert sich zum Mord; wie man erfährt, war sie bereits das 40. Opfer. Das Dienstmädchen hilft dem Professor. Während der Professor seine Macht über die Schülerin ausübt, ist das Dienstmädchen die höhere Instanz, die über den Professor triumphiert. 

 

Ein Stück über Gewalt, Macht und Sozialverhältnisse, die Sprache und die Problematik möglicher oder unmöglicher Verständigung. Unter der Oberfläche absurder Szenerie verbirgt sich eine pessimistische Sicht über die Entfremdung, die fehlende Authentizität.

 

In der Inszenierung von Geirun Tino wird eine neue, andere Interpretation vorgelegt: der Professor ist nicht der Vergewaltiger und Mörder, der einfach sein Opfer niedermacht, sondern ein Sprachbesessener, der den Traum hat, Sprache könne Sinn und Welt konstituieren und Verständigung wäre wirklich möglich. Der Misserfolg führt nicht zum Mord durch ihn, sondern zum Mord durch das Wort, die Sprache: es ist die Erkenntnis, die tötet.

Besetzung:

Professor: Dietmar Voigt
Schülerin: Alexandra Benold
Dienstmädchen: Elena Tober

Regie, Musik & Ausstattung:
Geirun Tino



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